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Allgemeine Einblicke

Business Assurance - Viewpoint

Wettbewerbsfähigkeit durch Lieferketten-Resilienz

Pandemie unterbricht Lieferkettenfluss und verursacht finanzielle Auswirkungen

Mehr als die Hälfte (56 %) der Unternehmen, die aufgrund von COVID-19 negative Auswirkungen auf ihr Geschäft haben, verbinden dies mit Unterbrechungen der Lieferkette. Die Beförderung von Materialien, Lieferungen und Gütern scheint besonders stark betroffen zu sein. Insgesamt 44,6 % gaben Lieferverzögerungen als Hauptunterbrechung an, während 34 % logistische Probleme und 24,3 % Einschränkungen im internationalen Handel als Ursache nannten. Die Unterbrechungen haben zu einem Rückgang der Verkäufe und Einnahmen um 56,4 % geführt. Darüber hinaus war bei 39,1 % ein Rückgang der Produktion und bei 34,8 % ein Anstieg der Betriebskosten zu verzeichnen.

Viele haben einen strukturierten Ansatz für das Risikomanagement in der Lieferkette

Unternehmen arbeiten aktiv an der Bewältigung der Risiken in der Lieferkette und wenden dabei einen ganzheitlichen Ansatz an. Er beginnt mit der Identifizierung und Bewertung von Risiken (76,7%), der Identifizierung (45,2 %) und Umsetzung (41,6 %) von Maßnahmen zur Risikominderung und schließt in der Überwachung der umgesetzten Maßnahmen (50 %). Die Bemühungen der Unternehmen scheinen sich jedoch hauptsächlich auf die nächstgelegenen Zulieferer zu konzentrieren. Während 58,8 % angeben, dass der Risikomanagementansatz die Abbildung direkter Zulieferer (Tier 1) umfasst, bilden nur 26,2 % Unterlieferanten ab (Tier 2 und darüber hinaus). Das offenbart die Notwendigkeit, für eine umfassendere Kontrolle weiter in die Tiefe zu gehen.

COVID-19 hebt die Vorteile des Risikomanagements in der Lieferkette hervor

Die anhaltende Pandemie rückt das Risikomanagement in der Lieferkette weiter nach oben auf die Tagesordnung. Bevor sie von der COVID-19-Krise betroffen waren, hielten 34,9 % ihren Unternehmensansatz für ausgereift. Während der Pandemie ist der Anteil der Unternehmen, die ihren Ansatz selbst als ausgereift einschätzen, auf 42,2 % gestiegen (+7,3 Prozentpunkte).

Operative Fragen und Marktsituation dominieren das Risikobild

Es überrascht nicht, dass die Epidemie/Pandemie (41,5 %) weit oben auf den Listen der Unternehmen für wichtige Risiken in der Lieferkette steht, jedoch hinter dem Mangel an Arbeitskräften und Kompetenzen (47,6 %), der Marktvolatilität (46,8 %), Fragen der Produktqualität und -sicherheit (43,5 %) und dem finanziellen Risiken/Konkurs (41,9 %). Bei der Betrachtung dessen, was Unternehmen als das relevanteste Einzelproblem hervorheben, fallen Fragen der Produktqualität und -sicherheit auf. Man könnte sicherlich sagen, dass die Pandemie die anderen Risiken indirekt beeinflusst; es scheint jedoch, dass das Hauptrisikobild weitgehend von Faktoren wie Kompetenz und Kapazität, Markt- und Produktqualität und -sicherheit bestimmt wird.

Kommunikation und Überwachung sind der Schlüssel für mindernde Maßnahmen

Eine große Anzahl von Unternehmen scheint das 4-stufige Best-Practice-Modell bei der Minderung von Risiken in der Lieferkette zu befolgen. Der Ausgangspunkt ist die Kommunikation der Erwartungen an die Lieferanten (57,4 %). Dann folgt die Aufforderung zur Bereitstellung spezifischer Informationen (44,2 %), zur Durchführung von Audits (40,9 %) und zur Aufforderung an die Lieferanten, Verbesserungsmaßnahmen durchzuführen (38,9 %). 

Interessant ist, dass 33,5 % angeben, dass sie die Lieferantenbasis eher erweitert als verkleinert haben (5,5 %). Dies könnte darauf hinweisen, dass Unternehmen systematisch versuchen, das Risiko zu streuen, anstatt auf ein Pferd zu setzen. Die Pandemie hat einen neuen Grad an Unvorhersehbarkeit und Instabilität aufgezeigt, für den die Unternehmen gerüstet sein müssen.

Produkt- und Marktvolatilitätsbelange führen zu ähnlichen Maßnahmen

Unternehmen, für die Produkt- und Sicherheitsfragen von größter Wichtigkeit sind, neigen dazu, sich auf strukturierte Dialoge und kontinuierliche Verbesserung zu konzentrieren. Dies beginnt damit, Erwartungen klar zu kommunizieren (74,9 %), Verbesserungsmaßnahmen anzufordern (67,4 %), Lieferanten um spezifische Informationen zu bitten (62,3 %) und Bewertungen durchzuführen (58,6 %). Unternehmen, die eher finanzielle Themen wichtig sind, folgen einem ähnlichen Muster. Insgesamt 65 % teilen den Zulieferern ihre Erwartungen mit, 51,4 % fordern spezifische Informationen an und 49,3 % führen Bewertungen durch. Wenn andererseits die Marktvolatilität als Hauptrisiko betrachtet wird, neigen Unternehmen dazu, in erster Linie ihre Lieferantenbasis zu erweitern (52,6 %).

Pragmatische Lösungen zur Gewährleistung der Kontinuität

Zwei Drittel der Befragten haben Maßnahmen ergriffen, um Unterbrechungen in der Lieferkette zu verringern. Ein flexiblerer und kooperativerer Ansatz war notwendig, um die Kontinuität zu wahren. Die Pandemie hat weltweit zugeschlagen und nur wenige Regionen unberührt gelassen. Den Unternehmen blieben nur wenige Optionen, um das Problem lösungsorientiert anzugehen. Insgesamt 31,4 % haben günstigere Vorlaufzeiten und Lieferfristen zugelassen, 25 % haben Aufträge trotz Umsatzrückgang gehalten 19,8 % haben günstigere Geschäftsbedingungen für Lieferanten überprüft und 17,7 % sogar mit betrieblicher oder technischer Beratung unterstützt.

Einschränkungen erzwingen alternative Wege zur Qualifizierung von Lieferanten

Vor-Ort-Audits bei Zulieferbetrieben wurden während der Pandemie bei 28,4 % der Unternehmen reduziert. Der Rückgang wurde teilweise durch den verstärkten Einsatz von Remote-Audits und dokumentenbasierter Qualifizierung der Lieferanten kompensiert. Die alternativen Methoden waren für die Qualifizierungsprogramme der Unternehmen für Zulieferer von entscheidender Bedeutung und trugen dazu bei, die Lücke, die durch die Verringerung der Vor-Ort-Audits entstanden ist, fast zu schließen. Es ist ermutigend zu sehen, dass 51,8 % glauben, dass Remote-Audits effektiv zu ihren Bemühungen um das Lieferkettenmanagement beitragen können. Obwohl es sich um eine durch die Pandemie erzwungene Milderungsmaßnahme handelt, bietet die schnelle Anwendung Unternehmen, Auditierungspartnern und Standardhaltern gleichermaßen Erkenntnisse darüber, wie sie langfristig davon profitieren können. Remote-Audits in Kombination mit Vor-Ort-Audits könnten, wenn und wo sie erlaubt sind, die meisten Lieferantenqualifizierungsprogramme ergänzen und effizienter gestalten. 

COVID-19 fördert strategische Veränderungen und die Einführung von Technologien

COVID-19 wird Spuren in den Lieferkettenstrategien der Unternehmen für die nächsten drei bis fünf Jahre hinterlassen. Die wichtigste geplante Änderung betrifft die Suche nach alternativen Lieferanten (57,3 %). Dann folgen: Überarbeitung der Qualifikationskriterien für Lieferanten (36,2 %), Einführung der Digitalisierung (35,9 %) und Überprüfung der Lagerverwaltungspraktiken (35,4 %). Bei der Untersuchung der Technologien, die bereits angewandt werden oder für den Einsatz in den nächsten drei Jahren in Betracht gezogen werden, weisen 40,6 % auf Remote-Audits hin. Insgesamt 35,8 % verwenden bereits Big-Data-Analytics für verbesserte Entscheidungsfindung oder planen die Einführung solcher Verfahren, und 27,7 % verwenden bereits Blockchain-Technologie, die die Rückverfolgbarkeit ermöglicht, oder erwägen deren Einsatz.

Eine nachhaltige Lieferkette gilt als widerstandsfähiger 

Ein hoher Anteil der Unternehmen (80,5 %) hält eine nachhaltigere Lieferkette auch für eine widerstandsfähigere (resilientere) Lieferkette. In den nächsten drei Jahren werden 37,5 % von den Zulieferern Informationen zur Nachhaltigkeit verlangen und 36,8 % werden mit den Zulieferern in einen Dialog treten, um ein gemeinsames Verständnis der Nachhaltigkeitsherausforderungen zu ermöglichen. Externe Audits zu Nachhaltigkeitsthemen werden ebenfalls häufiger werden, aber derzeit beabsichtigen die Unternehmen, eigene Protokolle (16,2 %) anzuwenden und 13,8 % wollen eine anerkannte Audit-Methodik anwenden.

Verarbeitende Industrie stärker betroffen 

Die durch COVID-19 verursachten negativen Auswirkungen sind je nach Branche unterschiedlich. Unternehmen der verarbeitenden Industrie scheinen besonders hart getroffen zu sein. Beispielsweise geben unter den Automobilunternehmen insgesamt 66,6 % gegenüber durchschnittlich 55,8 % negative Auswirkungen an, die durch Unterbrechungen der Lieferkette verursacht werden. Bei den Herstellern von Metallerzeugnissen steigt die Zahl auf 63,4 % gegenüber dem Durchschnitt. Infolgedessen scheinen die Unternehmen in diesen Branchen mit erheblichen finanziellen Konsequenzen konfrontiert zu sein. In der Automobilbranche mussten insgesamt 76,8 % Einbußen bei Verkäufen und Einnahmen hinnehmen und 56,8 % mussten ihre Produktion reduzieren. Bei den metallverarbeitenden Unternehmen mussten 61,7 % einen Umsatzrückgang hinnehmen. Andere Branchen scheinen mit weniger schwerwiegenden Störungen und Folgen konfrontiert zu sein. In der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie zum Beispiel zeigen 46,9 % gegenüber durchschnittlich 38,7 % keine oder nur  begrenzte Auswirkungen. Während 48,8 % der Lebensmittel- und Getränkeunternehmen von einem Umsatzrückgang berichteten, hatten nur 30 % betriebliche Einschränkungen. Ein ähnliches Bild ergibt sich im IKT-Sektor, wo 51,5 % keine Störungen und 32,4 % keine nennenswerten Folgen zu verzeichnen hatten.

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