DNV: Energiewende erreicht Schlüsselmoment: Flotte drückt bei Umrüstung aufs Tempo – Versorgung hinkt hinterher

Oslo, 11. September 2025: Die Energiewende in der Schifffahrt erreicht eine entscheidende Phase – zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle „Maritime Forecast to 2050“ von DNV. Die neue Etappe ist geprägt von strategischen Investitionen, wachsender Flottenbereitschaft für grüne Treibstoffe und regulatorischen Veränderungen. Mit dem von der IMO genehmigten „Net-Zero Framework“, das im Oktober formell verabschiedet werden soll, wechseln die Reeder jetzt vom Planen ins Handeln: Bis 2028* dürfte sich die Zahl der für alternative Kraftstoffe gerüsteten Schiffe fast verdoppeln.

Bis 2030 könnte die mit alternativen Treibstoffen betriebene Flotte jährlich bis zu 50 Millionen Tonnen Öläquivalent (Mtoe) emissionsarmer Kraftstoffe verbrauchen – das Doppelte dessen, was laut Schätzungen nötig wäre, um das Emissionsziel 2030 der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) zu erreichen. Aktuell liegt der tatsächliche Verbrauch an emissionsarmen Treibstoffen bei lediglich 1 Mtoe. Diese wachsende Kluft zwischen Kapazität und tatsächlicher Nutzung zeigt, wie stark sich die Branche engagiert und wie dringend Treibstoffhersteller und Infrastrukturentwickler die Versorgung ausbauen müssen, um mit der Einsatzbereitschaft der Flotte Schritt zu halten.

„Die Weichen für die nächste Phase der maritimen Energiewende sind gestellt“, sagt Knut Ørbeck-Nilssen, CEO von DNV Maritime. „Das ‚Net-Zero Framework‘ der IMO hat Schwächen und es braucht dringend mehr Klarheit, wie die eingenommenen Gelder verwendet werden. Dennoch beeinflusst es bereits Investitionsentscheidungen, operative Weichenstellungen und Treibstoffstrategien in der gesamten Branche. Reeder werden ihre strategischen Prioritäten basierend auf dem IMO-Treffen im Oktober anpassen, das die Grundlage für die kommenden Jahre und Jahrzehnte legen wird.“

Die neunte Ausgabe des „Maritime Forecast to 2050“ von DNV liefert eine umfassende Analyse der Kraftstoffe, Technologien und Vorschriften, die die Zukunft der Schifffahrt prägen, und unterstützt Entscheidungsträger dabei, die nächste Phase der Energiewende zu meistern.

Der Bericht schlägt mehrere Lösungen vor, die dazu beitragen können, die Lücke zwischen Flottenbereitschaft und Kraftstoffversorgung zu schließen: 

  • Die Nutzung der bestehenden Infrastruktur für emissionsarme Kraftstoffe wie Biodiesel und Bio-LNG in Verbindung mit flexiblen Modellen zur Rückverfolgung entlang der Lieferkette kann den Zugang zu diesen Kraftstoffen erheblich erleichtern und die Herstellung und ihren Einsatz fördern und beschleunigen.
  • An Neubauten werden verstärkt Energieeffizienz-Maßnahmen durchgeführt, was die Emissionen umgehend senkt und neue Infrastruktur- oder Lieferketten-Anpassungen überflüssig macht.
  • Die CO2-Abscheidung an Bord (OCC) gewinnt an Bedeutung, vor allem bei großen Schiffen mit ausreichend Platz. Wie Modellrechnungen in unserem Bericht zeigen, ließen sich jährlich bis zu 75 Millionen Tonnen abgeschiedenes CO2 entfernen, wenn 20 große Häfen mit der entsprechenden CO2-Entladeinfrastruktur ausgestattet würden. So könnte der Bedarf an 25 Mtoe an emissionsarmen Treibstoffen wegfallen – die Menge, die das IMO-Basisziel für 2030 verlangt.
  • 2025 könnte die maritime Windenergie ihren Durchbruch feiern: Windunterstützte Antriebe (WAPS) werden immer häufiger kommerziell genutzt und sollen den Kraftstoffverbrauch bestimmter Schiffe um 5–20 % reduzieren, berichten Eigner, Betreiber und Hersteller.

„Die Branche hat in den vergangenen Jahren echte technische Fortschritte erzielt“, sagt Eirik Ovrum, Hauptautor des Berichts. „Bislang agieren diese Lösungen aber getrennt voneinander. Um Wirkung zu erzielen, müssen sie in Flottenstrategien integriert, durch Infrastruktur unterstützt und in den Compliance-Rahmenwerken anerkannt werden. Genau darauf sollte sich die nächste Phase der Arbeit richten.“

Der diesjährige „Maritime Forecast to 2050“ ruft alle Branchenakteure dazu auf, sich frühzeitig vorzubereiten und alle kosteneffizienten Wege zu prüfen – im Wissen, dass die Compliance-Strategien je nach Schiffstyp, Einsatzprofil und regulatorischem Umfeld unterschiedlich ausfallen werden.

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Hinweis an die Redaktionen: 
*Daten stammen von der Plattform „Alternative Fuels Insights“ (AFI) von DNV. Im August 2025 waren 1.794 Schiffe in Betrieb, auf denen alternative Treibstoffe eingesetzt werden können. Weitere 1.544 solcher Schiffe waren bestellt. Weitere Daten finden Sie auf unserer Website.


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