Energieeffizienz: das Potenzial für Unternehmen ist noch groß, häufig fehlen Strategien

Diese Erkenntnisse stammen aus einer internationalen Befragung von DNV GL - Business Assurance, einer der weltweit führenden Zertifizierungsgesellschaften, und des Marktforschungsinstituts GFK Eurisko unter 1.577 Experten aus Unternehmen verschiedener Branchen in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Asien.

Kurzfristige Einsparungen im Fokus

Energieeffizienz ist ein beherrschendes Thema: nicht nur auf persönlicher (77 %) und gesellschaftlicher (81 %) Ebene, sondern auch aus unternehmerischer Sicht (69 %). 67 % der Unternehmen haben während der letzten drei Jahre in Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz investiert. Die Kosten sind dabei der treibende Faktor. Auch wenn konkrete Anstrengungen unternommen werden, um das Energiemanagement zu optimieren, fehlt eine langfristige Perspektive. 

Die meisten Unternehmen legen den Fokus allein auf operative Maßnahmen. Es fehlen eine klare Strategie und ein systematischer Ansatz: weniger als die Hälfte der Unternehmen, die Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz durchgeführt haben, ist in der Lage, die erreichten Energieeinsparungen zu beziffern. Sogar energieintensive Unternehmen ergreifen Maßnahmen, ohne vorher ein konkretes Ziel formuliert zu haben. Dementsprechend können sie im Anschluss auch nicht überprüfen, ob die Maßnahmen greifen. Nur 26 % verfügen über einen systematischen Ansatz zum Management der Energieeffizienz wie zum Beispiel ein Energiemanagementsystem. Nachhaltigere Initiativen, z.B. Mitarbeiterschulungen (21 %), der Einsatz von Energiemanagern (20 %) oder die Durchführung von Audits und Bewertungen (20 %), spielen eine untergeordnete Rolle.

Wettbewerbsvorteille nutzen

Neben der Kosteneinsparung ist laut führender Unternehmen vor allem die Wettbewerbsfähigkeit ein entscheidender Vorteil, sich mit dem Thema Energieeffizienz zu beschäftigen. Angesichts der Markttrends und der sich ändernden politischen Bedeutung des Energieverbrauchs werden die besonders umweltbewusst agierenden Unternehmen künftig einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil haben.

Das Haupthindernisse sehen Unternehmen in wirtschaftlichen Zwängen: andere Prioritäten (36 %), kostspielige Umsetzung (33 %), mangelnde wirtschaftliche Attraktivität (25 %) und die Konzentration auf kurzfristige Ergebnisse (24 %) führen die Liste an. 

Ein systematischer Ansatz würde Unternehmen helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen und eine gute Rentabilität der Maßnahmen zu erreichen, wie der Erfolg der in der Studie als „führende Unternehmen“ definierten Unternehmen beweist: 72 % dieser Unternehmen haben einen systematischen Managementansatz. Sie fokussieren mehr auf nachhaltige Maßnahmen, die zum Beispiel das Bewusstsein der Mitarbeiter im Unternehmen für das Thema Energieeffizienz erhöhen und so auch das Verhalten verändern.  

Ausblick

Zukünftig wird erwartet, dass Unternehmen ihr Engagement zur Verbesserung der Energieeffizienz erhöhen werden und nachhaltige Maßnahmen eine größere Rolle spielen. Auch wenn die unmittelbare Reduzierung von Kosten und Verbrauch zum Beispiel durch technische Maßnahmen weiter an der Spitze stehen wird, werden Unternehmen verstärkt auf Mitarbeiterschulungen (+13 % im Vergleich zu heute), die systematische Identifizierung von Energiesparpotenzialen (+8 %) und auf Managementsystemansätze (+7 %) setzen.

„Die Potenziale für Unternehmen sind noch sehr groß“, kommentiert Energieexperte Dirk Vallbracht von DNV GL die Ergebnisse der Studie. „Fragen der Energieeffizienz alleine auf operativer Ebene anzugehen, reicht nicht aus. Die Implementierung eines Energiemanagementsystems ist ein sehr gutes Werkzeug, um eine Strategie zu definieren, Ziele daraus abzuleiten und diese in Maßnahmen umzusetzen, zu überprüfen und kontinuierlich zu verbessern. Nur so können Unternehmen das volle Potenzial ihrer Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz ausschöpfen.“

Der Standard DIN EN ISO 50001 bietet einen systematischen Ansatz zur Verbesserung der Energieeffizienz. Die Studie zeigt, was die größten Herausforderungen bei einer Einführung eines Energiemanagementsystems nach DIN EN ISO 50001 sind. Dafür wurden die Feststellungen aus Energieaudits aus dem Datenbankbestand von DNV GL ausgewertet. Die Ergebnisse geben über die häufigsten Schwachstellen in einem Energiemanagementsystem Aufschluss und helfen Unternehmen, diese Fehler zu vermeiden. In unserem Webseminar vom 15. Juli 2015 erläutert Dirk Vallbracht die Ergebnisse. Die Aufzeichnung können Sie sich hier ansehen. Darüber hinaus hat DNV GL zwei kostenlose Online-Werkzeuge entwickelt, die Unternehmen unterstützen sollen:

Derzeit stehen beide Tools in englischer Sprache zur Verfügung.

Methodologie der Studie

  • Die Befragung wurde im April 2015 unter 1.577 Experten bekannter Unternehmen im primären, sekundären und tertiären Sektor verschiedener Branchen in Europa, Nord-, Mittel- und Südamerika sowie Asien durchgeführt.
  • Die Gruppe der Befragten besteht aus Kunden von DNV GL und ist statistisch für weltweite Unternehmen nicht repräsentativ:
    • 22 % der befragten Unternehmen haben weniger als 50 Beschäftigte, 35% zwischen 50 und 249 und 43 % 250 oder mehr;
    • 4 % der Unternehmen gehören zum primären, 54% zum sekundären und 42 % zum tertiären Sektor.
  • 18 % der Unternehmen gehören zu energieintensiven Bereichen:
    • Bergwerke und Steinbrüche; Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgung; Produktion von Holz sowie Holz- und Korkprodukten, außer Möbeln; Herstellung von Artikeln aus Stroh und Geflechte; Herstellung von Zellstoff, Papier und Papierprodukten; Veröffentlichung, Druck und Vervielfältigung von Aufzeichnungsmedien; Produktion von Koks, raffinierten Erdölprodukten und nuklearen Brennstoffen; Produktion von Chemikalien und Chemieprodukten; Herstellung von Gummi- und Kunststoffprodukten Herstellung von sonstigen nichtmetallischen mineralischen Produkten; Produktion von Grundmetallen; Recycling.
  • Die Auswahl schließt 67 Unternehmen ein, die als „führende Unternehmen“ eingestuft werden.
    • Die Klassifizierung eines Unternehmens als „führendes Unternehmen“ beruht auf einer Reihe von speziell durch DNV GL definierten Voraussetzungen: Vorliegen einer Strategie zur Energieeffizienz; Vorgabe messbarer Ziele zur Energieeffizienz; Vorgaben für eine Reduzierung auf Unternehmensebene, Werksebene und Bereichsebene; Investitionen in Maßnahmen zur Energieeffizienz in den letzten drei Jahren; Bezifferung der Menge der eingesparten Energie aus diesen Maßnahmen; Fähigkeit das gesamte Kosten/Nutzenverhältnis der durchgeführten Maßnahmen zu bewerten. Weitere Informationen enthält der Bericht.
  • Die Befragung erfolgte nach der CAWI-Methodik (Computer Assisted Web Interviewing).

Weitere Informationen

ViewPoint Report

ViewPoint Report

Hier finden Sie die gesamten Ergebnisse der Studie (deutsch).

Infografik

Infografik

Zahlen, Daten, Fakten – Eine Zusammenfassung der Studie (deutsch)

E-Learning

Internet basiertes Kurztraining zu Energieeffizienz (englisch)