EnergieNetzWerk - Auftaktveranstaltung in Hamburg

DNV gründet branchenübergreifendes Netzwerk für die deutsche Energiewirtschaft

Nur durch kontinuierlichen Austausch und Zusammenarbeit aller Akteure der deutschen Energiewirtschaft über Sektoren und Branchen hinweg können wir die Energiewende gemeinsam vorantreiben – diese Überzeugung war Anlass für die Gründung des EnergieNetzWerks, das mit einer Auftaktveranstaltung in Hamburg ins Leben gerufen wurde.

HAMBURG, Deutschland (30. März 2023) – im Fokus des ersten Treffens standen die Themen des Aufbaus einer Wasserstoffinfrastruktur und Digitalisierung der Energiewirtschaft. Die Vorträge, Diskussionen und daraus entstandenen Gespräche unterstrichen die Notwendigkeit eines kontinuierlichen Austausches; denn - da waren sich alle Beteiligten einig - nur durch Kommunikation und Zusammenarbeit können wir das Ziel einer tiefgreifenden Dekarbonisierung aller Branchen in Deutschland vorantreiben und erreichen.

Den ersten Block „Aufbau einer Wasserstoffinfrastuktur“ eröffnete Dirk Manske, Leiter Regulierung und Energiepolitik, ONTRAS Gastransport, mit einem Bericht über das ONTRAS H2 Startnetz - der Ausgestaltung einer onshore Infrastruktur, den damit verbundenen Aktivitiäten und erforderlichen Rahmenbedingungen. 60% des Ferngasnetzes seien perspektivisch für Wasserstoff umrüstbar. Insgesamt gesehen würden größere Mengen an Wasserstoff benötigt als ursprünglich einmal angenommen, um eine Unabhängigkeit vom russischen Gas zu erzielen. „Als ONTRAS wollen wir Enabler des schnellen H2-Markthochlaufs sein" erklärte Manske, "mit unserem 900 km langen H2-Startnetz legen wir den Grundstein für eine flächendeckende Wasserstoffversorgung in Ost- und Mitteldeutschland.“. 

Daran anknüpfend berichtete Dennis Wehmeyer, Leiter Wasserstoff & Nachhaltigkeit, GASCADE Gastransport, über die Notwendigkeit, auch offshore eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen: den „European Offshore Hydrogen Backbone“. Der Aufbau eines Offshore Backbones zur Integration einer Offshore Wasserstoffproduktion wäre wirtschaftlich vorteilhaft. Dies bestätigt eine für GASCADE und Fluxys durchgeführte DNV-Studie, die ein immenses Potential für die Wasserstoffgewinnung auf hoher See sieht. Die Produktion ist aber nur ein Baustein in der künftigen Wasserstoffversorgung: „Die Verbindung von Produktion im Norden und Nachfrage im Süden bei gleichzeitiger Einbindung der notwendigen Speicher, das ist die wichtigste Rolle der Fernleitungsnetzbetreiber im Wasserstoffmarkt der Zukunft." betonte Wehmeyer.

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Dirk Manske, ONTRAS Gastransport

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Dennis Wehmeyer, GASCADE Gastransport


Gegenstand der anschließend von Claas Hülsen und Thea Nieberding (DNV) moderierten Podiumsdiskussion, an der außer Herrn Manske und Herrn Wehmeyer auch Dr. Carsten Borchers, Vice President Global Green Gas Projects/Managing Director E.ON Hydrogen, Rainer Stock, Stellvertretender Abteilungsleiter Energiewirtschaft, Bereichsleiter Netzwirtschaft, Verband kommunaler Unternehmen, und Dr. Sebastian Vogel, Director Hydrogen Global Strategy & Business Growth, RWE Generation, teilnahmen, waren die beim tätsächlichen Hochfahren der Infrastruktur vor uns liegenden Herausforderungen. 

Es sei ein klarer Regulierungsrahmen für Gasnetzbetreiber notwendig, um die erforderlichen Investitionen für die kommenden Jahre tätigen zu können, waren sich die Teilnehmer einig. Zweifel  bestünden außerdem daran, ob die Trennung von Wasserstoff- und Gasinfrastruktur so wie derzeit vorgesehen regulatorisch tatsächlich der beste Weg sei. Auch die Rolle von Wasserstoff in der Wärmeerzeugung sei eher zweifelhaft – umso mehr verwundern die aktuellen Diskussion zu H2 Ready Heizungen. Bei allen Diskussionen dürfe man jedoch die Bedürfnisse der Kunden nicht außer Acht lassen, gab Dr. Carsten Borchers zu bedenken.  „Nur wenn wir es schaffen, bei der Energiewende konsequent die Bedürfnisse der Kunden – wie im Gütertransport, in der Industrie sowie im Mittelstand – ins Zentrum zu stellen werden, wir erfolgreich sein“ so Borchers. „Gemeinsam mit den Kunden setzen wir die Energiewende als nachhaltigen Wettbewerbsvorteil um“.

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Podiumsdiskussion: Schaffung einer Wasserstoffinfrastruktur

Im zweiten Block wurde das Thema „Digitalisierung der Energiewirtschaft“ behandelt. „Die Energiewirtschaft befindet sich unweigerlich in einem Wandlungsprozess von einem Energieversorger hin zu einem Energiedienstleister“, sagte Prof. Dr. Michael Laskowski, der seinem Vortrag „Future Energy Grids“ 10 Megatrends der Energiewende vorstellte, die in der Zukunft im Energiesektor realisiert werden sollen. „Die Digitalisierung der Energieprozesse und der Energienetze führt zu neuen Produkten mit neuen Marktplayern, die über Energy Data Spaces kommunizieren werden. Darüber lassen sich die vielen erneuerbaren Erzeugungseinrichtungen sowie stromgetriebene Verbrauchseinrichtungen wie z.B. e-Fahrzeuge, Wärmepumpen oder Speicher intelligent miteinander vernetzen und zum Wohle einer erfolgreichen Energiewende einsetzen“.

Das Ausmaß der noch vor uns liegenden Herausforderungen wurde dann in dem nächsten Beitrag deutlich, in dem Dr. Michael Agsten, Leiter Netzführung der TEN Thüringer Energienetze, den Hintergrund und Stand der Umsetzung von Redispatch 2.0 erläuterte und in dem Zusammenhang darauf hinwies, dass bisher nur 3 Verteilnetzbetreiber den Prozess vollständig implementieren konnten. 

Im Hinblick auf den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien wird ein weiterer Digitalisierungbedarf entstehen, der weit über den aktuellen Redispatch 2.0 hinausgehen wird.

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Prof. Dr. Michael Laskowski

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Dr. Michael Agsten, TEN Thüringer Energienetze


In der anschließenden Podiumsdiskussion berichtete Rainer Stock, Stellvertretender Abteilungsleiter Energiewirtschaft und Bereichsleiter Netzwirtschaft bei dem Verband kommunaler Unternehmen,   über die regierunsseitig geplanten Schritte und Stand des „Gesetzes zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“. Deutlich wurde, dass dieses Paket essentiell sein wird, wenn es gelingen soll, signifikante Mengen von Wäremepumpen, Elektrofahrzeugen auf der Lastseite mit einem immer größeren Anteil an volatilen Erneuerbaren Energien systemisch zu jedem Zeitpunkt in eine Balance zu bringen. Es gäbe hier noch sehr viel zu tun, waren sich die Podiumsteilnehmer einig – und auf die Netzbetreiber würden hohe IKT Investitionen zukommen.

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Podiumsdiskussion: Digitalisierung der Energiewirtschaft

Zusammenfassend ist festzustellen, dass uns für eine sichere Ausgestaltung des neuen Energiesystems in den nächsten Jahren noch viele Herausforderungen bevorstehen. 

Dr. Thomas Werner, Market Area Manager für Energy Systems Deutschland, Österreich, Schweiz bei DNV, bekräftigte dies und verdeutlichte noch einmal, warum die Vernetzung und Zusammenarbeit in der Umsetzung der Energiewende so wichtig ist. Der erste Austausch des EnergieNetzWerks hat dies bestätigt: „Von der ersten Minute an war der Gestaltungswille und die Energie der anwesenden Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Branchen der Energiewirschaft zu spüren, die Dinge in die Hand zu nehmen und diese gemeinsam vernetzt voranzutreiben“, reflektierte Werner nach der Veranstaltung.

Es wäre außerdem deutlich geworden, dass die deutsche Energiewirtschaft ein immenses Potenzial hätte - und die entsprechenden Akteure, dieses Potential auszuschöpfen.

Wir freuen uns auf den weiteren Dialog und gemeinsame Aktivitäten.

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