Studie zu Nachhaltigkeit in Lieferketten zeigt größeren Druck auf Unternehmen
Der Druck von Stakeholdern wächst, doch Unternehmen tun sich schwer, effiziente Maßnahmen in ihren Lieferketten zu ergreifen.
Die neue internationale Studie von DNV GL zeigt, dass beim Management nachhaltiger Lieferketten eine Kluft zwischen „Anfängern“ und „Profis“ entsteht. Die Studie untersuchte, wie Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit in der Lieferkette angehen und wie ausgereift ihre Ansätze sind. 50 Prozent der Befragten bewerteten sich selbst als „Anfänger“ in diesem Bereich.
Die Studie wurde gemeinsam mit dem Marktforschungsunternehmen GFK Eurisko und Supplier Ethical Data Exchange (Sedex) durchgeführt. Sedex ist eine gemeinnützige Mitgliedsorganisation, die die weltweit größte kollaborative Plattform für den Austausch von Daten zur verantwortungsvollen Beschaffung in Lieferketten betreibt. Mehr als 1.400 Experten aus Europa, Asien und Amerika haben an der Studie teilgenommen, die mit Ergebnissen einer identischen Umfrage von DNV GL aus dem Jahr 2014 verglichen werden.
Die Studie identifiziert eine Reihe von Vorreitern, die als „Leader“ bezeichnet werden und einen strukturierteren Ansatz für Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette verfolgen. Die „Leader“ haben sich von selbstentwickelten Initiativen entfernt und durchdringen mit ihren Maßnahmen alle Stufen ihrer Wertschöpfungskette. Sie sind aktiver als der Durchschnitt der befragten Unternehmen und wenden strukturiertere Ansätze an. Beispielsweise beziehen diese unabhängige Dritte bei Lieferantenaudits nach ihren eigenen Protokollen oder nach anerkannten Methoden weitaus häufiger ein. 30 Prozent bieten ihren Lieferanten spezielle Schulungen an. Die „Leader“ sind der Meinung, dass sie durch die Implementierung von Nachhaltigkeit in ihrer Lieferkette ihre Reputation am Markt verbessert haben (65 Prozent), Kundenbedürfnisse besser erfüllen (58 Prozent) und ihre Marktanteile erhöht haben (32 Prozent).
Luca Crisciotti, CEO des Geschäftsbereichs Business Assurance bei DNV GL, kommentiert: „Der Aufbau nachhaltiger Lieferketten ist keine freiwillige Initiative mehr, die auf unstrukturierten Versuchen basiert. Unternehmen, die positive Erfahrungen mit ihren Maßnahmen gemacht haben, haben einen systematischen Ansatz gewählt. Die Unternehmen, die strategisch und ganzheitlich vorgehen, können ihre Risiken besser steuern und ihren Nutzen daraus ziehen, während sie gesetzliche Anforderungen und Erwartungen von Stakeholdern erfüllen."
Insgesamt fühlen sich die Unternehmen heute stärker unter Druck gesetzt, eine nachhaltige Lieferkette nachzuweisen als 2014 (86 Prozent; +6 Prozent). 76 Prozent geben an, dass die Kunden die größten Treiber für nachhaltiges Lieferkettenmanagement sind. Wenn sie selbst Kaufentscheidungen treffen, berücksichtigen neun von zehn der befragten Experten dabei Nachhaltigkeitsaspekte. Dennoch kommt der Druck von mehreren direkten und indirekten Stakeholdern. Von Unternehmen wird heute erwartet, dass sie alle Stufen ihrer Lieferkette proaktiv steuern und zwar so, dass sie zu weltweiten Nachhaltigkeitszielen wie zum Beispiel den Sustainable Development Goals (SDG) der United Nations, ihren Anteil beitragen.
81 Prozent der Befragten haben mindestens eine Maßnahme ergriffen, um ihre Nachhaltigkeit in der Lieferkette zu verbessern. Allerdings werden die Maßnahmen hauptsächlich in Eigenregie durchgeführt, auf die "Tier 1"-Lieferanten beschränkt und es werden weniger Maßnahmen in der Tiefe der Wertschöpfungskette ergriffen. Eine direkte Auditierung einiger Lieferanten wurde von 39 Prozent der befragten Unternehmen durchgeführt, 36 Prozent verlangten von den Lieferanten Informationen und jeweils 32 Prozent führten mit ihnen Gespräche, um die Herausforderungen anzugehen oder setzten mit ihnen eine Richtlinie zur Nachhaltigkeit um. Nur 7 Prozent der Befragten geben an, alle Stufen ihrer Lieferkette erreicht zu haben.
„Das Management von Risiken über die gesamte Lieferkette hinweg ist eine Herausforderung und erfordert die Erfassung von Leistungsdaten der Lieferanten, um effizient Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen. Unternehmen können mit Hilfe von Big-Data-Analytics, Data Sharing-Plattformen und Blockchain-Technologie, die Performance ihrer Lieferanten strukturiert und zuverlässig erfassen und messen", so Crisciotti.
Die Studie zeigt, dass die Offenlegung von Informationen über Nachhaltigkeit in der Lieferkette trotz der Möglichkeiten der Digitalisierung noch am Anfang steht. Bislang veröffentlichen lediglich 20 Prozent der Befragten, darunter auch führende Unternehmen, Informationen über ihre Lieferkette.