ISO 45003: Neuer Leitfaden zur Verbesserung des Umgangs mit psychosozialen Risiken

Der neue Leitfaden ISO 45003:2021 ergänzt Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, die auf ISO 45001 basieren.

Die im Juni von der International Organization for Standardization (ISO) veröffentlichte ISO 45003:2021-06, Management von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“, bietet einen Leitfaden für das Management psychischer und sozialer Risiken und die Förderung des Wohlbefindens bei der Arbeit als Teil eines Managementsystems für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SGA). 

Risiko psychischer Erkrankungen
Psychische Erkrankungen sind immer häufiger der Grund für Fehlzeiten und den frühzeitigen Einstieg in das Rentenalter. Laut Bundesministerium für Gesundheit gehen rund 15 Prozent aller Fehltage auf Erkrankungen der Psyche zurück. „Unsere moderne Arbeitswelt kann bei der Entstehung solcher Erkrankungen eine große Rolle spielen“, sagt DNV-Expertin Beatrice Maier. „Psychosoziale Gefährdungen werden zunehmend als große Herausforderung für Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden bei der Arbeit erkannt. Hier setzt der Leitfaden ISO 45003 an, der Maßnahmen zum Management psychosozialer Risiken aufzeigt“. 

Inhalte der ISO 45003:2021

Die ISO 45003 ist dafür vorgesehen, zusammen mit der ISO 45001 verwendet zu werden. Die ISO 45001 hebt hervor, dass Unternehmen für Sicherheit und Gesundheit der Arbeitnehmer und anderer Personen, die von ihren Tätigkeiten betroffen sein können, verantwortlich ist. Diese Verantwortung schließt die Förderung und den Schutz ihrer physischen und psychischen Gesundheit ein. Somit beinhaltet der Standard Aspekte wie 

  • die Identifizierung von Bedingungen, Umständen und Anforderungen am Arbeitsplatz, die das Potenzial haben, die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Arbeitnehmern zu beeinträchtigen;
  • die Identifizierung von primären Risikofaktoren und deren Bewertung, um festzustellen, welche Änderungen erforderlich sind, um die Arbeitsumgebung zu verbessern und
  • die Identifizierung und Kontrolle von arbeitsbedingten Gefährdungen und das Management von psychosozialen Risiken innerhalb eines Managementsystems für Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz.

Der Leitfaden enthält auch Informationen darüber, was Organisationen in Bezug auf die Sensibilisierung für psychosoziale Risiken, die Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit psychosozialen Risiken, die Unterstützung der Genesung und der Rückkehr betroffener Arbeitnehmer an ihren Arbeitsplatz sowie die Planung von und Reaktion auf Notfallsituationen beachten sollten.

Eine von DNV im März 2021 durchgeführte Umfrage "ViewPoint Espresso" ergab, dass Unternehmen mit einem nach ISO 45001 zertifizierten SGA-Managementsystem psychosoziale Gefährdungen stärker berücksichtigen. Bereits 70 Prozent haben dies auf der Agenda. Allerdings haben nur 15 Prozent der nach ISO 45001 zertifizierten Unternehmen psychosoziale Risiken vollständig in das betriebliche Arbeitsschutzkonzept integriert. „Es ist wichtig, dass psychosoziale Risiken in einer Weise gesteuert werden, die mit anderen SGA-Risiken übereinstimmen, und zwar durch ein SGA-Managementsystem, das in die Geschäftsprozesse der Organisation integriert ist. Die DNV-Umfrageergebnisse zeigen, dass auch bei nach ISO 45001 zertifizierten Unternehmen in der Hinsicht noch Verbesserungsbedarf besteht. Der ISO 45003 Leitfaden kann hier eine gute Unterstützung bieten“, stellt Maier fest und fügt hinzu: "Zumal im Bericht der Bundesregierung über den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2019 dargestellt wurde, dass nur etwa die Hälfte aller Betriebe überhaupt eine Gefährdungsbeurteilung vorlegen konnten und nur etwa 10 % eine Beurteilung, die alle relevanten, also auch die psychischen Belastungen, einbezieht."

Wie kann DNV Unternehmen bei der ISO 45003 unterstützen?

DNV unterstützt Unternehmen mit Trainings und GAP-Analysen. Die Experten von DNV können feststellen, ob die Leitlinie ISO 45003 die unternehmerischen Gefährdungsbeurteilungen zu psychischen Belastungen - die seit 2013 gesetzlich vorgeschrieben sind – verbessern oder erweitern können. 

Quelle: 
  • ISO
  • Bericht der Bundesregierung über den Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit und über das Unfall- und Berufskrankheitengeschehen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2019
  • Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (Arbeitsschutzgesetz - ArbSchG)